CCB Magazin

Alles bleibt im Kreis

Foto: © Markus Werner / Matthias Barone

Welche Nachhaltigkeitsberatungen gibt es in Berlin? In Teil 6 unserer Reihe „Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin“ sprechen wir mit Birte Jung und Judith Engelhardt, zwei von vier Sprecher:innen vom Arbeitskreis Nachhaltigkeit der Berlin Music Commission, der Vernetzung und Unterstützung bei Nachhaltigkeitsfragen für Kultur- und speziell für Musikschaffende bietet.

VON Jens Thomas       und Anna Raab

CCB Magazin:Hallo Birte und Judith, seit wann gibt es euer Beratungsangebot?

Judith Engelhardt:Hallo, uns, den Arbeitskreis Nachhaltigkeit (ak:n), gibt es seit 2019. Er ist Teil der Berlin Music Commission (BMC) und wurde in Kooperation mit dem Wirtschaftssenat gegründet. Unser Ziel ist es, Vertreter:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Veranstaltung und Bildung zusammenzubringen, um das Thema Nachhaltigkeit langfristig in der Musikindustrie zu verwurzeln.

CCB Magazin:Was genau sind hier eure Schwerpunkte? Und was unterscheidet euch von anderen Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin?

Birte Jung:Unser Fokus liegt auf der Vernetzung nachhaltig agierender Akteur:innen in der Musikwirtschaft und denjenigen, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen verankern möchten. Das unterscheidet uns zugleich von anderen Beratungsstellen, da unser Schwerpunkt die Musikbranche ist. Dazu vermitteln wir Kontakte, kommunizieren Nachhaltigkeit und Klimaschutz und teilen unser Wissen auf Konferenzen, Festivals und anderen Formaten wie der Musikkonferenz Most Wanted: Music in Berlin. Auf unserer Website finden sich zudem Handreichungen, Tipps und Good-Practice-Beispiele für eine nachhaltige Musik- und Veranstaltungswirtschaft. Denn die Musikproduktion, Musikveranstaltungen und auch das Streaming von Musik haben erhebliche Auswirkungen auf Klima und Umwelt.

Unser Ziel ist es, mehr Akteure in der Musikindustrie dabei zu unterstützen, ihre Projekte nachhaltig und zukunftsfähig zu planen und umzusetzen

Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit der Berlin Music Commission. Foto © Berlin Music Commission.

CCB Magazin:Wer kommt denn so in eure Beratungen? Schildert doch mal einen klassischen Fall: Ich bin Person XY und will mich von euch beraten lassen: Welchen Service bekomme ich?

Judith Engelhardt:Eine Option wäre, in einem unserer regelmäßigen Treffen mit einem konkreten Anliegen auf uns zuzukommen. Zum Beispiel möchtest du die An- und Abreise der Besucher:innen umweltfreundlicher gestalten. Vielleicht organisierst du regelmäßig Open-Air-Musikveranstaltungen, bei denen viele Besucher:innen mit dem Auto anreisen. Dies möchtest du ändern. Oder du benötigst Hilfe beim Aufbau nachhaltiger Managementsysteme für deine Veranstaltungsreihe, Tour oder einen Veranstaltungsort. Unsere Meetings umfassen verschiedene Vertreter:innen der Musikindustrie, von denen einige ähnliche Erfahrungen haben oder sich bereits intensiv mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen beschäftigt haben. Hier triffst du auf Gleichgesinnte sowie Nachhaltigkeitsexpert:innen. Dies ermöglicht den Austausch von Erfahrungen und Ideen. Wir agieren als Netzwerk, unterstützen uns gegenseitig und ergänzen unsere Fachkenntnisse. Für eine individuelle Beratung meldest du dich nach dem Treffen per E-Mail, und wir vermitteln zwischen den Beteiligten. Alternativ kannst du auch auf unserer Website Informationen, Links zu Handlungsleitfäden usw. nutzen, um dir selbst zu helfen. Wir erweitern derzeit unser Beratungsangebot, um die Handlungsfelder konkreter und greifbarer zu gestalten. Unser Ziel ist es, mehr Akteure in der Musikindustrie dabei zu unterstützen, ihre Projekte nachhaltig und zukunftsfähig zu planen und umzusetzen.

CCB Magazin:Und zu welchen Fragen könnt ihr auch nicht beraten - an wen verweist ihr dann?

Birte Jung:Unser Fokus liegt auf einer ganzheitlichen Beratung mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Transformation in der Kultur-, Musik- und Veranstaltungsbranche. Was wir nicht tun, ist direkt an Kund:innen heranzutreten - es sei denn, sie haben uns separat für eine Nachhaltigkeitsberatung gebucht. Auch Energieberatungen bieten wir nicht an. In diesem Fall verweisen wir unsere Kund:innen zum Beispiel an Clubtopia mit ihrer Initiative Zukunft feiern, eine wichtige Anlaufstelle für eine nachhaltige Club- und Festivalkultur.

Wir arbeiten ehrenamtlich ohne bestehende Finanzierung. Unser Fokus liegt auf einer ganzheitlichen Beratung mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Transformation in der Kultur-, Musik- und Veranstaltungsbranche

CCB Magazin:Wie oft darf man sich bei euch beraten lassen? Ist euer Beratungsangebot einmalig und kostenpflichtig?

Judith Engelhardt:Man kann sich mehrmals beraten lassen, zu Spitzenzeiten nehmen in etwa 30 Personen an unserem Nachhaltigkeits-Jour-Fixe teil. Unser Beratungsangebot zielt in erster Linie auf die interne Unterstützung ab, das ist kostenlos. Alles darüber hinaus ist kostenpflichtig.

CCB Magazin:Wie finanziert ihr euch? Und was sind eure beruflichen und akademischen Hintergründe?

Birte Jung:Wir arbeiten derzeit ehrenamtlich ohne bestehende Finanzierung. Unser Hauptziel ist es, eine Förderung zu erhalten. Den Kern des Teams bilden vier Hauptmitglieder: Ich bin selbst eine erfahrene Nachhaltigkeitsberaterin und IHK-zertifizierte Transformationsmanagerin und engagiere mich seit über zehn Jahren für eine nachhaltige Musik- und Kulturveranstaltungszukunft, u. a. für eine klimaverträgliche Fête de la Musique Berlin. Judith, eine der Mitbegründer:innen des ak:n, verfügt über langjährige Erfahrung im Marketing und in der Kommunikation. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Marketing & Kommunikation bei Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH und ist dort die Ansprechpartnerin für Nachhaltigkeitsthemen für die zwei Veranstaltungs- und Mehrzweckarenen Max-Schmeling-Halle und Velodrom. Mauricio Lizarazo Prada ist der dritte im Bunde, ein interkultureller Musikproduzent und Aktivist, zudem Gründer von Pachamama Culture (PC), einem nachhaltig ausgerichteten Projekt für Tourmanagement, Livemusik-Produktion und der Förderung von Künstler:innen. Mauricio hat zudem den 'Salon de Baile' ins Leben gerufen und war verantwortlich für die Programmgestaltung und Kuration des Latin-Alternative-Floors auf dem Fusion Festival. Und die vierte im Team ist Nicole Wuttke, Produktionerin für Großveranstaltungen und Dozentin an der Berliner Hochschule für Technik. Sie ist Expertin im Bereich Nachwuchsförderung, Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement und Zertifizierungsprozesse. Mit mediapool ist Nicole Gründungsmitglied der Berlin Music Commission und des ak:n und dort auch als Kuratoriumsmitglied und Sprecherin tätig.

CCB Magazin:Habt ihr neben eurem Beratungsangebot noch weitere Services oder Angebote für Kulturschaffende und/oder Kreativunternehmen?

Birte Jung:Wir stellen sehr viele Informationen gratis zur Verfügung. Schaut doch mal auf unserer Website vorbei!

CCB Magazin:Vervollständige zum Schluss doch bitte noch folgenden Satz: Nachhaltigkeit ist für uns…

Judith Engelhardt:… das wichtigste Thema unserer Zeit! Denn es geht um den langfristigen Erhalt unseres Planeten, unserer Lebensgrundlagen und das Wohlergehen kommender Generationen.

Interessiert an mehr? Dann lies doch Teil 5 der Reihe Nachhaltigkeitsberatungen  in Berlin

Rubrik: Specials