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Selina Kahle: "Wir sehen für uns eine doppelte Aufgabe im Kulturbereich"

Foto: © Peter Adamik

Welche Nachhaltigkeitsberatungen gibt es in Berlin? In Teil 2 unserer Reihe "Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin" sprechen wir mit Selina Kahle vom Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur 2N2K e.V., die mit Kulturakteuren gemeinsam nachhaltige Projekte entwickelt und zu Nachhaltigkeit berät.

INTERVIEW  Boris Messing     uNDJens Thomas

CCB Magazin: Hallo Selina, seit wann gibt es euer Beratungsangebot? Was ist euer Schwerpunkt und was unterscheidet euch von anderen Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin?

Selina Kahle: Hallo, wir sind das Team von 2N2K e.V., gegründet haben wir uns im Januar 2016. Unser Ziel ist es, Kultureinrichtungen, Organisationen, Initiativen des Kulturbereichs und Kulturschaffende, aber auch Kommunen und Verbände dabei zu unterstützen, nachhaltige Projekte gemeinsam mit uns zu entwickeln und umzusetzen. In der Summe sind das die Bereiche Theater, Kunst, Film, Festivals, Museen oder auch soziokulturelle Zentren. Was uns von anderen unterscheidet, ist, dass wir nicht nur beraten, sondern maßgeblich die Projekte mitentwickeln.

CCB Magazin:Was für Projekte sind das?

Selina Kahle:Die Projekte sind sehr vielfältig. Unser momentan größtes Projekt ist die vom Bundesklimaministerium geförderte bundesweite Initiative Culture4Climate. Hier haben wir beispielsweise die Nachhaltigkeitsdeklaration für den Kulturbereich auf den Weg gebracht, darüber hinaus ein Austauschformat zwischen Wirtschafts- und Kulturorganisationen ins Leben gerufen und wir veröffentlichen wichtige News zum Thema Kultur und Nachhaltigkeit auf unserem Portal. Dann haben wir noch andere Projekte, so etwa eins mit der Stadt Worms für eine halbjährliche Begleitung der Nachhaltigkeitsprozesse in der Stadt, das wir vor kurzem abgeschlossen haben. Im vergangenen Jahr haben wir zudem als internationales Projekt mit dem Goethe-Institut Kasachstan fünf Workshops zu Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur durchgeführt. Auch mit euch, Creative City Berlin, haben wir schon zusammengearbeitet und gemeinsam Veranstaltungen organisiert. Und derzeit organisieren wir eine Kooperation mit dem Kultursymposium Denkfest in Mannheim im Kontext der Panels Sustainable Relations Worldwide und  "Keine Kunst ist auch nicht nachhaltig". Wie du siehst, uns wird nicht langweilig.

Was uns von anderen unterscheidet, ist, dass wir nicht nur zu Nachhaltigkeitsfragen im Kulturbereich beraten, sondern maßgeblich nachhaltige Projekte mitentwickeln

CCB Magazin:Euer Schwerpunkt liegt darauf, über die Kultur die Gesellschaft für das Thema Klima und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Wie genau sieht euer Beratungsangebot aus?

Selina Kahle:Wir beraten grundsätzlich zu Nachhaltigkeitsfragen im Kulturbereich. Bekommen wir aber Anfragen beispielsweise zu Förderprogrammen, die keinen direkten Nachhaltigkeitsbezug haben, verweisen wir gerne auf die Kolleg*innen von Kreativ Kultur Berlin und die Nutzung ihres umfangreichen Förderfinders. Insgesamt geht es uns darum, Projekte mit der Kultur für die Kultur zu organisieren, und dazu sehen wir eine doppelte Verantwortung: Zum einen zielen wir darauf ab, die Emissionen zu reduzieren. Zum anderen kann der Kultursektor durch kreative und inspirierende Aktivitäten einen nachhaltigen Kulturwandel vorantreiben.

CCB Magazin:Wie sucht ihr die Kulturakteure, mit denen ihr Projekte macht, aus? Kommen die auf euch zu oder wählt ihr sie gezielt aus?

Selina Kahle:Beides, unser Fokus liegt aber immer auf der Vernetzung. Zudem bieten wir zahlreiche Workshops zum Thema Nachhaltigkeit und Kultur an. Unsere Webseite www.2N2K.de bündelt im Übrigen aktuelle Projekte und wichtige Informationen. Schaut doch mal vorbei.

Wir sehen die Kultur in doppelter Verantwortung: Zum einen geht es darum, Emissionen zu reduzieren. Zum anderen kann der Kultursektor durch kreative und inspirierende Aktivitäten einen nachhaltigen Kulturwandel vorantreiben

CCB Magazin:Noch ein paar Infos zu euch: Was sind eure beruflichen oder akademischen Hintergründe?

Selina Kahle:Unser Vorstand besteht aus zwei Personen: Ralf Weiß und mir. Ralf war lange Büroleiter einer führenden Nachhaltigkeitsagentur und Fachgebietsleiter für das Umweltinnovationsprogramm der Bundesregierung beim Umweltbundesamt. Als Senior Researcher eines Innovationsforschungsinstituts initiierte und leitete er Innovations- und Fördervorhaben im Bereich Nachhaltigkeit und Green Economy mit mehreren Bundesministerien. Er ist überdies Mitglied des European Expert Network on Culture (EENC). Ich bin studierte Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaftlerin und habe langjährige Erfahrungen in der Planung und Durchführung nachhaltiger Kommunikations- und Veranstaltungsprojekte in Deutschland und Großbritannien. Neben meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Referentin und Beraterin für Kulturorganisationen als Doktorandin an der Universität Potsdam trage ich zudem zur Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Lösungen im Kulturbereich bei.

CCB Magazin:Und wie finanziert ihr euch?

Selina Kahle:Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der sich über seine Mitgliederbeiträge, Spenden und öffentlich geförderte Projekte finanziert.

CCB Magazin:Vervollständigt zum Schluss bitte noch folgenden Satz: Nachhaltigkeit bedeutet für uns...

Selina Kahle: ...eine doppelte Aufgabe im Kulturbereich, um zum einen in allen Kultursparten klimaschädliche Emissionen runterzufahren, um zum anderen über eine kulturelle Praxis einen nachhaltigen Kulturwandel einzuleiten, der in die gesamte Gesellschaft wirkt.

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