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Ela Kagel: "Wir beraten keine Start-ups, die auf schnellen Exit aus sind"

Ela Kagel: "Wir beraten keine Start-ups, die auf schnellen Exit aus sind"
Foto: © Robert Novakovic

Welche Nachhaltigkeitsberatungen gibt es in Berlin? In Teil 3 unserer Reihe "Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin" sprechen wir mit Ela Kagel von der Platform Cooperatives Germany, die kooperativ ausgerichtete Unternehmen wie Genossenschaften oder Purpose-Organisationen bei der Gründung unterstützen und ihnen helfen, das richtige Geschäftsmodell für sie zu finden.

 

INTERVIEW  Jens Thomas    UNDBORIS MESSING

 

CCB Magazin: Hallo Ela, seit wann gibt es euer Beratungsangebot? Was ist euer Schwerpunkt? 

Ela Kagel: Unser Beratungsangebot gibt es seit 2021, es findet im Rahmen des Social-Economy-Berlin-Programms statt. Unser Schwerpunkt liegt in der Unterstützung bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich verschiedener Unternehmenstypen und Unternehmenstransformen wie der GmbH, Genossenschaft, dem Sozialunternehmen, Purpose-Unternehmen, DAO o.ä. Wir unterstützen auch bei der Entwicklung von Governance-und Partizipationsstrukturen und bieten eine Schritt-für-Schritt-Beratung im Gründungsprozess für angehende Genossenschaften bzw. Platform Coops an. Das Beratungsangebot kann bis zu vier Tage umfassen.

CCB Magazin:Was unterscheidet euch von anderen Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin?

Ela Kagel:Unser Fokus liegt auf kooperativen Unternehmensformen, vor allem auf Genossenschaften oder digital ausgerichtete Platform Coops, das ist auch unser Unterscheidungsmerkmal. Unser Beratungsangebot richtet sich dementsprechend an soziale Unternehmen, gemeinnützige Organisationen, aber auch Privatpersonen oder Kollektive, die vor der Gründung stehen bzw. bei denen die Gründung noch nicht so lange zurückliegt. Bereits am Markt etablierte Unternehmen beraten wir dagegen nicht. 

CCB Magazin:Kannst du mal einen klassischen Fall schildern? Ich bin Person XY und will mich von euch beraten lassen: Welchen Service bekomme ich?  

Ela Kagel:Zuerst einmal klären wir per Mail oder Telefon ab, ob wir überhaupt weiterhelfen können. Wenn ja, machen wir einen ersten Kennenlern-Termin per Videocall aus, bei dem wir den konkreten Beratungsbedarf ermitteln. In diesem ersten Gespräch wird meistens schon direkt klar, worum es geht: Oft haben Teams den Wunsch, kooperativ zu arbeiten, sind sich jedoch unsicher, ob sie direkt eine Genossenschaft gründen sollen. Dann geht es auch um das, was wir klassischerweise als „Geschäftsmodell“ bezeichnen, also das Produkt oder den Service, den das zu gründende Unternehmen anbieten will. Hier wird es spannend, weil es bei vielen Teams eher um Mitgliederprogramme geht, um gemeinsame Finanzierung oder die Aktivierung einer Community. Wir bewegen uns also ganz oft aus dem bekannten wirtschaftlichen Bezugsrahmen heraus und entwickeln neue Strukturen der Wertschöpfung. Commons-Orientierung, demokratische Mitbestimmung und Verwaltung von gemeinsamem Eigentum sind bei unserer Arbeit von zentraler Bedeutung.  

CCB Magazin:Zu welchen Fragen könnt ihr auch nicht beraten - und an wen verweist ihr dann?

Ela Kagel:Die Art und Weise, wie wir Gemeinschaftsunternehmen beraten, ist nicht in erster Linie markt- oder profitorientiert. Unsere Arbeit orientiert sich an kooperativen Grundsätzen, Transparenz und Gemeinwohlorientierung. Wir können auch keine Start-ups beraten, die auf schnellen Exit aus sind. Was wir auch nicht anbieten können, ist rechtliche oder steuerliche Beratung. Wenn wir uns mit bestimmten thematischen Schwerpunkten nicht so gut auskennen, zum Beispiel spezifischen Herausforderungen in landwirtschaftlichen Projekten, verweisen wir auf die anderen Beratungspartner im Rahmen von Social Economy Berlin: In diesem Pool aus Beratungsunternehmen findet sich dann bestimmt jemand, der inhaltlich mehr vertraut mit den Themen ist.

CCB Magazin:Wie finanziert ihr euch? Wie lang ist euer Projekt finanziert?

Ela Kagel:Das Projekt wird aus Mitteln des Social Economy Berlin-Programms finanziert. Social Economy Berlin (SEB) ist ein Projekt des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V. (SEND) und dem Technologie-Netzwerk Berlin e.V. Das Projekt wird von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt.

CCB Magazin:Wie seid ihr personell aufgestellt? Welche Hintergründe habt ihr und wie viele Beratungen habt ihr schon durchgeführt?  

Ela Kagel:Wir sind drei Personen im Team. Wir decken die Bereiche Finanzen, Entrepreneurship, Geschäftsmodellentwicklung und Organisationsdesign ab. Als Team haben wir bestimmt schon über hundert Beratungen durchgeführt, pro Woche im Durchschnitt zwei bis drei. Wir sind auch nicht nur Berater*innen, sondern haben selbst eine große Leidenschaft dafür, Unternehmen und Organisationen aufzubauen, Strukturen zu designen und vor allem Hürden bei der Gründung zu überwinden. Gemeinschaftsunternehmen sind für uns nicht einfach nur Instrumente des Marktes, sondern eine Chance, Lebensgrundlagen für Viele zu schaffen.

CCB Magazin:Habt ihr neben eurem Beratungsangebot noch weitere Services oder Angebote für Kulturschaffende und/oder Kreativunternehmen?

Ela Kagel:Wir veranstalten regelmäßig Workshops, Online-Calls und Konferenzen zu Themen wie Plattform Coops, Governance, Co-Ownership und Organisationsdesign.

CCB Magazin:Zum Schluss noch ein Statement bitte: Nachhaltigkeit ist für mich...

Ela Kagel:…wenn sich wirtschaftliche Aktivität nicht nur in Kapital oder Gewinnen niederschlägt, sondern Kreisläufe entstehen, die langfristig für die Deckung von Bedürfnissen aber auch für den Erhalt der natürlichen Ressourcen und den Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur sorgen.

Interessiert an mehr? Dann lies doch Teil 2 der Reihe: Beratung und Projektentwicklung in der Kultur

Rubrik: Specials

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