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LAFT Berlin: Von der Szene für die Szene

LAFT Berlin: Von der Szene für die Szene
Foto: © Mathias Voelzke

Welche Nachhaltigkeitsberatungen gibt es in Berlin? In Teil 1 unserer Reihe "Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin" sprechen wir mit Christin Eckart von der Beratungsstelle des Performing Arts Programms des LAFT Berlin, die speziell zu Nachhaltigkeitsfragen in den Darstellenden Künsten berät.

 

INTERVIEW  Jens Thomas     uNDJosephine Lass

 

CCB Magazin: Hallo Christin, seit wann gibt es euer Beratungsangebot? Was ist euer Schwerpunkt und was unterscheidet euch von anderen Nachhaltigkeitsberatungen in Berlin?

Christin Eckart: Die Beratungsstelle des Performing Arts Programm gibt es seit 2013, zum Thema Nachhaltigkeit im künstlerischen Arbeitsfeld bieten wir aber erst seit Januar 2022 Beratungen an. Dazu berät unsere Expertin Konstanze Grotkopp zu zentralen Fragen, die vorrangig das Arbeiten in den Darstellenden Künsten betreffen. Für diesen Schwerpunkt sind wir meines Wissens die einzige Anlaufstelle in Berlin. Unsere Beratungen und Veranstaltungsangebote sind Dank unserer Förderung kostenlos, allerdings können wir nur Personen beraten, die in ihren Wohnsitz in Berlin haben.

CCB Magazin:Kannst du mal einen klassischen Fall schildern? Ich bin Person XY und will mich von euch beraten lassen: Was könnt ihr für mich tun?

Christin Eckart:Eine typische Beratungsanfrage wäre zum Beispiel die einer Bühnen- oder Kostümbildner*in, die sich über nachhaltige Arbeitsweisen informieren und Strategien für einen ressourcenschonenden Umgang mit dem Material finden möchte. Dann gibt es aber auch Leitungen von Gruppen oder Produktionshäusern, die sich über die Emissionsreduzierung am Produktionsort oder bei Gastspielen beraten lassen wollen. Die Beratung soll immer so konkret wie möglich sein. Deshalb bekommen wir im Idealfall schon mit der Beratungsanfrage gezielte Themenfelder oder spezifische Fragen genannt, so zum Beispiel „Wie kann ich als freie Gruppe in Berlin bei der Herstellung meiner Bühne Ressourcen schonen und umweltfreundlich arbeiten?“ Oder „Worauf können wir in unserem Büroalltag in Theater XY achten?“ Die Beratungen sind auf bis zu zwei Stunden angesetzt. Unsere Ratsuchenden sind in der Regel Künstler*innen, Produktionsorte oder Produktionsleitungen.

Wir beraten schwerpunktmäßig zur ökologischen Nachhaltigkeit. Das bezieht sich auf Fragen zu Materialkreisläufen, Klimabilanzierungen, die Mobilität aller Beteiligten oder die politischen Rahmenbedingungen

CCB Magazin:Gibt es einzelne Schwerpunktthemen, zu denen ihr beratet? Und zu welchen Fragen beratet ihr nicht, an wen verweist ihr dann?

Christin Eckart:Wir beraten schwerpunktmäßig zur ökologischen Nachhaltigkeit, das bezieht sich auf Fragen zu Materialkreisläufen, Klimabilanzierungen, die Mobilität aller Beteiligten oder die politischen Rahmenbedingungen. Es geht aber auch um Fragen der sozialen Nachhaltigkeit wie Partizipation und faire Vergütungen etc., wobei sich um Letzteres eher unser Landesverband bzw. andere Expert*innen in anderen Beratungsangeboten kümmern. Bei Bereichen, die wir nicht oder nicht ausreichend abdecken, verweisen wir an unsere Partner*innen. Im Bereich „Nachhaltiges Touren“ wären das beispielsweise die Kolleg*innen von Touring Artists. Bei Fragen, die eher die Musik oder die Bildende Kunst betreffen, sind die Kolleg*innen vom Music Pool Berlin, der inm oder der BBK die richtigen Ansprechpartner*innen.

CCB Magazin:Wie seid ihr personell aufgestellt? Was sind eure beruflichen und/oder akademischen Hintergründe? 

Christin Eckart:Wir arbeiten mit etwa 40 Expert*innen zusammen und beraten zu rund 25 produktions- und distributionsrelevanten Themen in aktuell 12 Sprachen. Unsere Nachhaltigkeitsexpertin Konstanze Grotkopp hat Bühnen- und Kostümbild an der HfBK Dresden und ÉNSAD Paris studiert und im Anschluss zahlreiche Theater- und Tanzproduktionen - u.a. am Theaterhaus Jena, der Semperoper Dresden oder an der Parkaue Berlin umgesetzt. Mit ihrem Hintergrund und ihrer Erfahrung als Bühnen- und Kostümbildnerin sowie der 2021 von ihr absolvierten Weiterbildung zur Transformationsmanagerin für Nachhaltige Kultur bei der IHK ist sie für Akteur*innen der Freien Szene die ideale Beraterin für dieses Themengebiet.


CCB Magazin:Und wie ist euer Projekt finanziert?

Christin Eckart:Die Beratungsstelle des Performing Arts Programms wird über den Europäischen Sozialfonds und den Berliner Senat finanziert. Unsere Projekte laufen in der Regel über zwei Jahre, das aktuelle Projekt endet zum 30. August und wir befinden uns gerade im Prozess der Neubeantragung. Also: Fingers crossed!

Nachhaltigkeit bedeutet für uns kein Verzicht, sondern steht für die Chance auf einen besseren Umgang mit unseren knappen Ressourcen

CCB Magazin:Wie oft kann man sich bei euch beraten lassen? Und wie viele Beratungen habt ihr schon durchgeführt?

Christin Eckart:Beratungen können bei uns drei bis viermal im Quartal in Anspruch genommen werden, für Workshops, Info- und Netzwerkveranstaltungen gibt es keine Obergrenze. Seit wir die Beratungen zum Thema Nachhaltigkeit anbieten, konnten wir erst eine Handvoll Beratungen ermöglichen. Das hört sich erst mal wenig an, man muss aber bedenken, dass Fragen zur Nachhaltigkeit bei vielen KünstlerInnen gerade in den Pandemiejahren nicht an erste Stelle standen – aus existentiellen sowie aus praktischen Gründen. Es ging in den letzten Jahren darum, überhaupt erst einmal produzieren zu können. Ohne Produktion stellt sich auch die Fragen nach deren Nachhaltigkeit nicht.

CCB Magazin:Habt ihr neben eurem Beratungsangebot noch weitere Services oder Angebote für Kulturschaffende und/oder Kreativunternehmen?

Christin Eckart:Das Performing Arts Programm zielt auf sämtliche Fragen ab, die freie Tanz- und Theaterschaffende betreffen. Unser Angebot reicht von Rechtsfragen über Marketing- und Konzeptstrategien bis hin zu Kalkulation und Finanzierung von Projekten. Nachhaltigkeit ist nur ein Teil davon. Zudem bieten wir Seminare und Workshops sowie Info- und Netzwerkveranstaltungen zu einzelnen Schwerpunktthemen an. Eine nachhaltige Form der Qualifizierung und Unterstützung finden Künstler*innen und Kulturakteur*innen zudem im Mentoringprogramm. Hier stehen erfahrene Mentor*innen den ausgewählten Mentees in Einzelcoachings über eine Projektlaufzeit hinweg mit ihrer Expertise zur Seite.

CCB Magazin:Vervollständige zum Schluss doch bitte noch folgenden Satz: Nachhaltigkeit bedeutet für uns...

Christin Eckart:...kein Verzicht, sondern die Chance, einen besseren Umgang mit unseren knappen Ressourcen zu finden bevor wir uns mit einem „Zu viel“ an Konsum, Arbeit, Druck oder Müll selbst die Arbeits- und Lebensgrundlage nehmen. Dafür braucht es politische Weichenstellungen, aber ohne einen angstbefreiten gesamtgesellschaftlichen Wandel, damit die Transformation gelingen kann.

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