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Nachgefragt bei Martin Zähringer: "Wichtig ist, die Zeit im Blick zu haben"

Nachgefragt bei Martin Zähringer: "Wichtig ist, die Zeit im Blick zu haben"
Foto: Jan Michalko

Mit dem Climate Fiction Festival haben sie Ende 2020 das erste internationale Literaturfestival mit Themenschwerpunkt Klimakrise ins Leben gerufen. Notgedrungen musste das Team um CCNetwork berlin es ins Internet verlegen. Trotzdem war es ein Erfolg, das zweite Festival ist bereits geplant. Initiator Martin Zähringer war letztes Jahr mit seiner Partnerin bei uns in der Beratung. Wir wollen von ihm wissen: Was hat die Beratung gebracht? Wie finanziert man ein Festival?

 

Kreativ Kultur Berlin: Hallo Martin, stell dich doch mal bitte vor: Wer bist du und was machst du?


Martin Zähringer: Mein Name ist Martin Zähringer, ich bin freischaffender Literaturkritiker und Kurator. In den vergangenen Jahren habe ich überwiegend für die NZZ geschrieben, aber auch für ARD-Sender und Deutschlandfunk. Die letzten etwa acht Jahre war ich zusammen mit meiner Partnerin als Radio-Feature-Autor aktiv. Und vor etwa zwei Jahren haben wir dann das Climate Cultures Network Berlin (CCnetwork berlin) gegründet mit dem Zweck, Projekte durchzuführen – von großen Festivals bis zu kleinen Kuratorien -, die sich mit Klimakrise und Kultur befassen.


Kreativ Kultur Berlin: Dann habt ihr Anfang Dezember 2020 das erste internationale Climate Fiction Festival ins Leben gerufen. Wie hat die Pandemie die Organisation des Festivals beeinflusst? Und hatte das Auswirkungen auf die beantragten Fördergelder?


Martin Zähringer: Genau, wie du eben sagtest, das Climate Fiction Festival war das erste internationale Literaturfestival mit dem Themenschwerpunkt Klimakrise, und natürlich war es - zusammen mit der Trägerschaft des Literaturhauses Berlin - zuerst als Präsenzveranstaltung geplant. Die Pandemie hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir entschieden, es online zu machen. Das beinhaltete einerseits Streaming, andererseits Vorproduktionen zum Teil mit Hilfe des Goethe-Instituts im Ausland, so in Kopenhagen und in London. Auf die Fördersummen insgesamt hatte das keine Auswirkungen, wir konnten schlüssig begründen, weshalb wir die Veranstaltung notgedrungen ins Internet verlagern mussten, Reise- und Übernachtungskosten haben sich einfach auf die technischen Kosten verlagert. 


Kreativ Kultur Berlin: Ihr seid im Vorfeld des Festivals mehrmals beim Kulturförderpunkt gewesen und habt euch durch Andrzej beraten lassen. Mit welchen Fragen kamt ihr an? Und wie konnte er euch helfen? 


Martin Zähringer: Grundsätzlich kamen wir mit den üblichen Anfängerfragen an, wir hatten ja überhaupt keine Projekterfahrung. Es ging erst einmal darum wie wir uns aufstellen sollten, um für Fördergelder in Betracht zu kommen – ob als Körperschaft oder Privatperson. Dann, wie begründet man ein Projekt, wie sollte die Antragsprosa aussehen und, ganz wichtig, was ist eine Projektkonkretisierung im Antrag. Solche Dinge. Fragen ums Organisatorische.

Wichtig ist, Erwartungen klar anzusprechen und eine Art Qualitätsmanagement einzusetzen, um all diesen Erwartungen auch gerecht und nicht enttäuscht zu werden. Und: die Zeit genau im Blick zu haben

Martin Zähringer im Talk. Foto: Jan Michalko

 

Kreativ Kultur Berlin: Welche Fördermittel habt ihr am Ende abschöpfen können?


Martin Zähringer: Zuerst einmal haben wir eine sogenannte Fehlbedarfsdeckung von 85.000 Euro gezahlt bekommen – das waren immerhin Gesamtkosten von etwa 110.000 Euro. Und dann haben wir noch zusätzliche Fördermittel aufgetrieben, beispielsweise vom Dänischen Kunstfond und anderen Kulturinstitutionen. Auch da war das Prozedere sehr ausgefeilt und wir haben uns viel Mühe bei den Anträgen gegeben. Die Botschaften der teilnehmenden ausländischen Akteure am Festival haben wir auch um Gelder gebeten, aber das wurde leider nichts. Andrzej und seine Kollegin Sabrina haben uns bei allem geholfen, ohne dass wir ihnen allzu sehr auf die Pelle gerückt sind. Auch von der Lettretage haben wir uns beraten lassen, insgesamt, muss ich sagen, haben wir uns sehr gut beraten lassen. 


Kreativ Kultur Berlin: Und was ist zukünftig geplant? 


Martin Zähringer: Wir planen schon das nächste Festival im November, die Fördergelder sind noch etwas gestiegen mit 115.00 Euro im Verhältnis zum ersten Festival und stehen auch schon bereit. Das Planet Writes Back Festival wird aber seinen Schwerpunkt erweitern und neben der Literatur auch Film und Fotografie beinhalten – alles im Zusammenhang mit der Klimakrise. Es geht im Großen und Ganzen darum, Klimakulturen zu entdecken, in ihren eigenkulturellen Ausdrucksweisen selbst sprechen zu lassen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.


Kreativ Kultur Berlin: Rückblickend: Welche Hürden musstet ihr im Planungsprozess überwinden und welchen Tipp kannst du Leuten geben, die ähnliches wie ihr planen? 


Martin Zähringer: Die Kommunikation ist das A und O, vor allem zwischen den Organisatoren, in dem Fall zwischen uns, und dem Träger, in unserem Fall das Literaturhaus. Sprich, es muss klar abgesprochen und vereinbart werden, wer was wo macht und wer welche Verantwortungen hat. Das war beim Climate Fiction Festival nach der Entscheidung für eine Hybridfassung etwas schwierig. Dann ist da natürlich die Qualität der Inhalte, Ansprüche sind verschieden, das muss klar angesprochen werden. Das wäre ein wichtiger Tipp von mir, Erwartungen klar ansprechen und eine Art Qualitätsmanagement einsetzen, um all diesen Erwartungen auch gerecht und nicht enttäuscht zu werden. Wichtig ist auch, die Zeit im Blick zu haben und ich empfehle auch, Bücher über Projektmanagement zu lesen.

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