Recht & Gründung, Finanzierung, Beratung Zurück

Nachgefragt bei Hajo Toppius: "Eine gewisse Blauäugigkeit schadet manchmal nicht"

Nachgefragt bei Hajo Toppius: "Eine gewisse Blauäugigkeit schadet manchmal nicht"
Foto: Toppius

Nach der Beratung ist vor dem Karriereweg: Was machen Kreativschaffende, nachdem sie bei uns in der Beratung waren? In Teil 7 unserer Reihe „Nachgefragt“ sprechen wir mit Hajo Toppius, der vor zwei Jahren bei uns in der Beratung war. Er ist Mitgründer des Büros für Kulturangelegenheiten Kollegen 2,3 und Gründer der Selbstgebauten Musik Bausätze GbR.

 

Kreativ Kultur Berlin: Hallo Hajo. Stell dich doch zunächst einmal kurz vor.
 

Hajo Toppius:Mein Name ist Hajo Toppius. Ich habe Musikwissenschaften, Philosophie und Geschichte studiert und bin Mitgründer des Produktionsbüros Kollegen 2,3, in dem künstlerische und musikalische Konzepte entwickelt und umgesetzt werden.
 

Kreativ Kultur Berlin: Wie hast du angefangen? Wie kam es zu Kollegen 2,3?


Hajo Toppius:Kollegen 2,3 ist damals aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenschlüssen entstanden. Wir entwickeln seit mittlerweile zehn Jahren Projekte, die sich thematisch zwischen Kunst und Stadt bewegen. Das heißt, dass unsere Projekte mit künstlerischen, musikalischen Mitteln umgesetzt werden und gleichzeitig einen Bezug zum öffentliche Raum vorweisen. Unser Ziel ist es, eine funktionale Kunst zu schaffen, die in erster Linie immer einen partizipativen oder interaktiven Anspruch hat. Mit diesem Anspruch haben wir beispielsweise ein partizipatives Musikfestival auf die Beine gestellt, das nun unter dem Namen Festival für selbstgebaute Musik schon zum siebten Mal stattfindet.

Produkteinkauf, Lieferzeiten, Vertrieb, Marketing – in diesen Fragen brauchten wir Unterstützung von der Kreativwirtschaftsberatung

Kreativ Kultur Berlin:  Du warst 2018 bei uns in der Beratung. Mit welchen Fragen bist du gekommen?


Hajo Toppius:Wir haben damals ein Produkt entwickelt, und zwar eine sogenannte Musikinstrumente-Bausatz-Serie. Die Idee hinter diesem Produkt war, aus recycelten Materialien Instrumente selber zu bauen. Als Produktionsbüro lag unser Schwerpunkt bis dahin im Veranstaltungsbereich, damit hatten wir Erfahrung. Mit Produktentwicklung kannten wir uns dagegen überhaupt nicht aus. Neben konkreten Finanzierungsfragen ging es uns damals also vor allem um Produkteinkauf, Lieferzeiten, Vertrieb, Marketing – dazu wollten wir uns schlau machen. Das waren für uns ganz neue Baustellen und uns war klar, dass wir in diesen Fragen Unterstützung brauchten. Und aus diesem Grund haben wir uns an die Kreativwirtschaftsberatung gewendet.

Hilfreich war die Beratung, dass wir einen ganz konkreten Tipp bekommen haben: den Coaching Bonus der IBB

 

Kreativ Kultur Berlin: Inwiefern konnte dir die Beratung helfen? Keine Bescheidenheit bitte. Ehrlichkeit währt am längsten.


Hajo Toppius:Hilfreich war die Beratung vor allem, weil wir einen ganz konkreten Tipp bekommen haben: nämlich den Coaching Bonus der IBB. Wir waren zwar schon sehr gut vernetzt in der Berliner Kulturszene, doch bei der Suche nach konkreten Anlaufstellen hat uns die Kreativwirtschaftsberatung sehr geholfen. Melanie Seifart hat uns dann bei der IBB auch die zuständige Mitarbeiterin genannt. Da wussten wir genau, wohin und an wen wir uns wenden konnten.
 

Kreativ Kultur Berlin: Was passierte im Anschluss.


Hajo Toppius:Wir sind nach der Beratung einfach Melanies Rat gefolgt und haben den Coaching Bonus, ein Förderprogramm der IBB, in Anspruch genommen. Der Coaching Bonus will die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Unternehmen verbessern – durch professionelles Business-Coaching. Da haben wir teilgenommen. Melanie hat hier auch direkt den Kontakt für uns hergestellt, das war wirklich super. Daraufhin gründeten wir ein neues Unternehmen für unsere Bausatz-Serie. In den Coachings wurden wir dann in wirtschaftlichen Fragen und beim Ausbau unseres neuen Unternehmens über ein Jahr lang von einem Business-Coach beraten, das hat echt Spaß gemacht. Im vergangenen Jahr sind wir dann nochmal durch die IBB unterstützt worden, und zwar mit dem GründungsBONUS-Programm und einem finanziellen Zuschuss zum Ausbau unseres Unternehmens.
 

Kreativ Kultur Berlin: Wenn du anderen einen Tipp geben würdest: Auf was kommt es bei der Finanzierung von Projekten wie deinem an? Was gilt es zu beachten? Welche Fehler gilt es zu vermeiden? 


Hajo Toppius:Das Wichtigste – und das gilt für Projekte aller Art – ist eine realistische Zeitplanung. Man sollte alle Produktionszeiten, Lieferzeiten, Arbeitszeiten etc. genau kalkulieren und für alles die doppelte Zeit einplanen – so eine Weisheit meines (Kollegen und) Mitgründers Sascha Schneider, die sich bislang immer bewahrheitet hat. Unsere Erfahrung hat mir gezeigt, dass Projekte immer länger dauern als angenommen. Und natürlich sollte man die eigenen Finanzen gut im Blick haben; durch zu optimistisches Kalkulieren kann einem schnell das Geld ausgehen. Genauso wichtig wie eine gute Planung sind aber auch Mut und Durchhaltevermögen. Es kann immer etwas außerplanmäßig verlaufen, hier gilt es Ruhe zu bewahren. Andererseits ist eine gewisse Blauäugigkeit manchmal auch gesund, denn wenn man sich vorher zu viele Gedanken macht, wie lange etwas dauern kann und was alles zu bedenken ist, dann würde man vielleicht gar nicht erst anfangen.
 

Kreativ Kultur Berlin: Hajo, wie geht’s weiter? Wo stehen deine Kollegen 2,3 und du in 5 oder 10 Jahren?


Hajo Toppius:Einerseits ist es unser Ziel, einen Betrieb aufzubauen, der sich wirtschaftlich trägt, wobei der Gewinngedanke nicht im Mittelpunkt steht. Anderseits, das mag jetzt vielleicht etwas pathetisch klingen, wollen wir unser städtisches Umfeld auch ein kleines bisschen schöner machen, das ist unser Anspruch. Wir entwickeln künstlerische Formate, die nicht der Kunstwelt vorbehalten sind, sondern einen gesellschaftlichen Mehrwert haben. Unser Team kommt aus Bereichen wie Sozialwissenschaft, Kulturwissenschaft und Philosophie – der gesellschaftliche Aspekt stand von Beginn an im Vordergrund. Und das soll auch in Zukunft so sein.
 

Weitere Infos über Hajo und das Produktionsbüro Kollegen 2,3 und die Selbstgebaute Musik Bausätze GbR

Das Interview wurde geführt von Katjana Berndt | Kreativwirtschaftsberatung Berlin

Rubrik: Beiträge aus dem Netzwerk

rss

Schon gelesen?

schließen
schließen

Cookie-Richtlinie

Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum

Cookie-Richtlinie

Wir verwenden Cookies, um dir ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmst du dem zu. Unter „Ablehnen oder Einstellungen“ kannst du die Einstellungen ändern oder die Verarbeitungen ablehnen. Du kannst die Cookie-Einstellungen jederzeit im Footer erneut aufrufen.
Datenschutzerklärung | Impressum