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Nachgefragt bei Elke Duda: "Der Aufwand war immens"

Nachgefragt bei Elke Duda: "Der Aufwand war immens"
Foto: privat

Das Berliner Netzwerk von Planerinnen n-ails e.V. plante in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin diesen Sommer das erste Festival zu Frauen in der Architektur, WOMEN IN ARCHITECTURE, nach Berlin zu bringen - coronabedingt musste es auf 2021 verschoben werden. Elke Duda von n-ails war letztes Jahr bei uns in der Beratung. Wir wollen von ihr wissen: Was hat ihr die Beratung gebracht? Wie finanziert sie jetzt ihr Projekt?

 

Kreativ Kultur Berlin: Hallo Elke. Stell dich doch bitte kurz vor. Wer bist du, was machst du?


Elke Duda: Ich bin Elke Duda, Architektin, und Mitgründerin des Vereins n-ails e.V., ein Netzwerk von Architektinnen, Planerinnen, Ingenieurinnen und anderen Berufen rund ums Bauen und Architektur. Ich war lange in der Architektenkammer berufspolitisch aktiv und habe dort u.a. sechs Jahre lang den Arbeitskreis Gender geleitet. Das Thema „Frauen in der Architektur“ wurde im Laufe meines Berufsleben immer präsenter.


Kreativ Kultur Berlin: Ihr plant das erste Festival für Frauen in der Architektur. Coronabedingt musste es jetzt auf 2021 verschoben werden. Wie kam es dazu? Wie habt ihr angefangen, das Festival zu organisieren?


Elke Duda: Wir befassen uns bei n-ails schon seit 15 Jahren mit der "Baustelle Gleichstellung". Wir wollen eine paritätische Baukultur fördern. Uns geht es um gleiche Löhne, gleiche Präsenz im öffentlichen Diskurs, in Ausstellungen und bei Führungspositionen. Wir wollen ganz allgemein das Renommee von Planerinnen stärken und dabei helfen, Vorurteile in diesem männlich dominierten Bereich abzubauen. Denn das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Von den weltweit 100 erfolgreichsten Architekturbüros werden nur drei allein von Frauen geleitet. In Deutschland gibt es nur zehn Prozent an Frauen im Managementbereich von Architekturbüros, aber 58 Prozent der Architekturstudierenden sind weiblich. Das ist die eine ganz grundsätzliche Sache. Dann: 2018 gab es eine „Frau-Architekt-Ausstellung“ im Architekturmuseum in Frankfurt am Main, wo man gut erkennen konnte, wie wenig die Leistung von Frauen in diesem Bereich gewürdigt wurde und wird. Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung konnten wir schließlich ein Symposium mit europäischen Architektinnen veranstalten. Das war unsere erste größere bundesweit öffentlichkeitswirksame Aktion und schließlich der Startschuss für das Festival. Uns geht es mit dem Festival darum, verschiedene Akteur*innen der Baukultur in Berlin zu erreichen. Unter anderem haben wir die Berliner Architektenkammer und den Bund Deutscher Architekten für unsere Sache gewinnen können. 

Am Anfang war alles kompliziert: In Berlin existiert kein gesondertes Förderprogramm für Architekt*innen im Bereich der Kultur. Zum Schluss sind wir aber fündig geworden 

 


Kreativ Kultur Berlin: Du warst 2019 bei uns in der Beratung – zuerst beim Kulturförderpunkt, dann in der Kreativwirtschaftsberatung. Mit welchen Fragen bist du gekommen? Was hast du mitgenommen? 


Elke Duda: Ich hatte ein Gespräch mit Andrzej ganz am Anfang. Hier zeichnete sich allerdings schnell ab, dass es kompliziert ist: Denn in Berlin existiert kein gesondertes Förderprogramm für Architekt*innen im Bereich der Kultur, scheinbar gehört die Architektur in der Förderlandschaft nicht zur Kultur. Architekturprojekte können sich zwar offiziell auf den Hauptstadtkulturfonds bewerben, aber faktisch wurde bisher kein Projekt im Bereich Architektur in diesem Programm gefördert. Das war für mich erst einmal ernüchternd. Andrzej hatte mir dann noch die Lotto-Stiftung nahegelegt, und: da wurden wird fündig. Das reichte finanziell aber nicht aus. Darum haben wir weiter recherchiert. Mit Erfolg: Heute trägt die Architektenkammer als Kooperationspartnerin und auch der Senat Berlin zur Finanzierung des Festivals bei. Unser Netzwerk n-ails bringt zusätzlich einen großen Anteil an ehrenamtlicher Arbeit ein – organisatorisch wie inhaltlich. Mit Sponsor*innen sind wir gerade im Gespräch, die Finanzierung ist ein kunterbunter Mix.


Kreativ Kultur Berlin: Nachdem du beim Kulturförderpunkt warst bist du noch zur Kreativwirtschaftsberatung gekommen. Warum noch eine Beratung? Vor welchen Schwierigkeiten hast du gestanden? Und konnten wir dir helfen?


Elke Duda: Da ging es um etwas anderes, um ein eigenes Projekt von mir. Ich habe überlegt, wie ich zum Beispiel über Führungen, Veröffentlichungen Architektur von Frauen in Berlin sichtbarer machen kann. Das hatte nicht zwingend etwas mit dem Festival zu tun, kommt ihm aber indirekt zugute. Und ja, die Beratung war hilfreich, weil mir auch hier die Grenzen meines baukulturellen Handelns in Bezug auf Finanzierungswege in Berlin klar wurden. 


Kreativ Kultur Berlin: Wenn du den ganzen Planungsprozess rückwirkend betrachtest: Was waren die Schwierigkeiten? Welche Hürden musstest du nehmen? 


Elke Duda: Der Umfang des ganzen Unterfangens war uns nicht klar. Es braucht viele Leute, die bereit sind, sich zu engagieren. Das Schwierigste war, die Architektenkammer ins Boot zu holen. Das hat ein halbes Jahr gedauert, aber dann haben wir sie überzeugt. Heute sind die Kooperationspartnerin und unterstützen das Festival finanziell. Das Geld und das Standing der Architektenkammer haben uns wirklich weitergeholfen. Aber auch die anderen Architekt*innen-Verbände waren erstaunlich offen, nachdem sie gewahr wurden, wie unterrepräsentiert Frauen bei ihnen sind. Die MeToo-Debatte hat uns sicher in die Karten gespielt, vor zehn Jahren wäre ein Festival wie das unsere wohl undenkbar gewesen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Es braucht nicht nur eine Vision und Mut. Es braucht auch finanzkräftige Kooperationspartner*innen und Sponsor*innen aus branchennahen Bereichen, die eine Win-Win-Situation ergeben; viele Projektpartner*innen – Player der Baukultur –, die das Projekt unterstützen und mitmachen. Der Aufwand war immens, führte aber zum Erfolg.

Es braucht nicht nur eine Vision und Mut. Es braucht auch finanzkräftige Kooperationspartner*innen und Sponsor*innen aus branchennahen Bereichen, die eine Win-Win-Situation ergeben


Kreativ Kultur Berlin: Wenn du anderen einen Tipp geben würdest, die ein ähnliches Projekt planen: Welche Fehler sollte man vermeiden? 


Elke Duda: Man darf sich nicht verzetteln, eine strukturierte Planung ist wichtig. Und: Honorare dürfen nicht unter den Tisch fallen. Auch kreative Arbeit ist Arbeit, die bezahlt werden muss. Alleine durch Visionen kommt kein Projekt zustande.


Kreativ Kultur Berlin: Elke, wie geht’s weiter? Was machst du in 10 Jahren? 


Elke Duda: Erstmal müssen wir alle die Corona-Krise gut überstehen. Dann arbeiten wir weiter daran, dass das WOMEN IN ARCHITECTURE BERLIN Festival nächstes Jahr erfolgreich über die Bühne geht. Informationen dazu gibt es auf unserer Webseite. Und spätestens in 10 Jahren möchte ich mich freuen, dass wir in Deutschland endlich eine paritätische Baukultur haben.

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